Interview: Das Fitness Band in der Physiotherapie
Seit dem wir begonnen haben, unser intelligentes STRAFFR Widerstandsband zu entwickeln, arbeiten wir sehr eng mit Physiotherapeuten und Personaltrainern zusammen, da elastische Sportbänder in diesem Bereich häufig genutzt werden. Ingo Kraekel ist Physiotherapeut und Osteopath in Kassel und hat uns als Team seit der ersten Stunde unterstützt. Zum Jahresabschluss haben wir uns noch mal mit Ihm zusammengesetzt, um zu erfahren warum er sich so früh für unser intelligentes Fitnessband interessiert hat und was er generell von dem Training mit elastischen Fitnessbändern hält. Es ist immer wieder interessant mit ihm zu sprechen, da er komplexe Zusammenhänge verständlich vermitteln kann. Viel Spaß beim Lesen!
Hallo Ingo, hier gleich die erste Frage: In welchen Fällen nutzt du elastische Bänder am meisten?
Ich nutze die Bänder in der Praxis vor allem für Eigenübungen des Patienten zur Koordination und Stabilisation. Außerdem gebe ich die Übungen mit den elastischen Bändern gerne als Hausaufgabe mit, da sie praktisch an jedem Ort einfach durchzuführen sind.
Was sind die Vorteile von Fitnessbändern als Trainingsgerät?
Also die ganz klassischen Thera-Bänder haben den Vorteil, dass sie sehr kompakt sind. Die Bänder können sehr einfach auf die entsprechende Länge zugeschnitten werden, je nach Größe des Patienten. Außerdem gibt es bei vielen Bändern verschiedene Stärken, sodass jeder ein passendes Band für sich wählen kann.
Wenn ich das Band als Trainingsgerät betrachte, dann sehe ich hier den Vorteil, dass ich einen Führungswiderstand habe und gleichzeitig an der Koordination arbeite. Das gezielte Training der Koordination und Beweglichkeit des Körpers hilft entscheidend bei der Prävention von Schmerzen. Die aktive Beweglichkeit, die ich genau mit solchen elastischen Bändern trainieren kann, ist besonders hervorzuheben, weil ich genau die Muskeln fordere, die letztlich die Bewegung ausführen. Wenn ich eine Bewegung gegen einen Widerstand ausführe, so trainiere ich im Körper Spieler und Gegenspieler, das heißt das Nervensystem aktiviert eine entsprechende Muskelgruppe und „schaltet“ die andere Muskelgruppe, die die Bewegung hindern würde, aus. Somit arbeite ich mit diesen Bändern an der Koordination und dadurch an der aktiven Beweglichkeit, die gut geführt und gut stabilisiert ist. Dabei muss ich allerdings darauf achten, dass ich bei den Übungen und Bewegungen nicht in eine Fehlhaltung oder eine Ausweichbewegung komme. Deshalb nehme ich bei vielen Übungen erstmal einen geringeren Widerstand, damit ich nicht zu viel Beanspruchung habe und dadurch versucht bin andere Muskeln zu nutzen, um die Bewegung trotzdem ausführen zu können.
Aber letztlich könnte ich auch durch Körpergewichts-Training wie z.B. Liegestütze einen Widerstand zu aktiver Bewegung erzeugen?
Ja richtig, aber auch hier haben die Widerstandsbänder aus meiner Sicht einen klaren Vorteil: Ich brauche kein komplettes Fitnessstudio, um mit einem Widerstand komplexe Bewegungen zu realisieren. Somit kann ich Muskeln gezielter und variabler fordern im Vergleich zu normalen Körperbewegung wie Liegestütze. Außerdem kann ich die Belastung besser dosieren. Durch die komplexeren Bewegungsmuster trainiere ich zusätzlich zu Kräftigung auch die Geschicklichkeit und die eigene Körperwahrnehmung. Das finde ich bei eurem Produkt so klasse: Zusätzlich zur eigenen Wahrnehmung bekomme ich auch noch eine Rückmeldung über das Band in Kombination mit der App und somit noch ein zusätzliches Feedback, was letztlich hilft, um die Übung noch besser auszuführen und die eigene Wahrnehmung zu verbessern – das finde ich eine sehr große Hilfe.
Gibt es für dich wichtige Übungen, die besonders vorteilhaft für die breite Masse sind?
Das kann man, glaube ich, nicht verallgemeinern. Aus meiner Sicht ist das wichtigste, dass sich die Menschen mehr bewegen. Es ist letztlich egal, ob es Yoga, Pilates, Gymnastik oder das Training mit Fitnessbändern ist. Wichtig ist, dass sich die Menschen bewegen und aktiv bleiben. Ich stelle häufig fest, dass viele Menschen Anleitung brauchen, um die Bewegungen und Übungen richtig auszuführen. Ich glaube da liegt auch ein bisschen das Problem in den klassischen Übungsbändern. Wenn ich jemandem eine Übung mit einem Band zeige und ihn dann trainieren lasse, dann ändert sich nach einer bestimmten Zeit die Übung im negativen Sinne, weil viele Menschen nicht so viel Bewegungserfahrung haben, dass sie die Übung einmal machen und dann genau wissen, wie es geht. Deswegen habt ihr den Vorteil, dass ihr mit STRAFFR eine direkte Rückmeldung der Bewegungsausführung geben könnt. Man bekommt direkt ein Feedback, wenn die Übung zu schnell oder zu langsam ausgeführt wird. Auch wenn ich die Übung nicht mehr weit genug ausführe gibt es eine Rückmeldung. Somit habt ihr es zu einer gewissen Stufe geschafft, dass eure Kunden den Personalcoach in der Hosentasche haben. Das heißt, der Kunde hat die Möglichkeit eine Übung mit mehr Rückmeldung auszuführen und kann sich zusätzlich auch noch mal über ein Video die Übung direkt anschauen.
In unsere App habt ihr mit dem Office Workout einen Trainingsplan erstellt, der viele Übungen enthält bei denen man in die komplette Körperstreckung geht. Warum habt ihr diese Übungsform gewählt?
Man kann diese Übungen natürlich auch ohne Band machen, dann geht es eher in die Faszien-Mobilisation: Also, wenn man in die komplette Streckung und dann in die Dehnung geht. Aber es hat noch mehr Qualität, wenn ich das mit einem aktiven Widerstand mache, weil das was ich an Bewegungserweiterung durch Dehnung oder Mobilisation erreiche, muss ich auch muskulär aufbauen, um diese Beweglichkeit zu behalten. Das ist der Vorteil eurer Bänder, durch die aktive Mobilisation hat man praktisch beides in einem. Aus diesem Grund bevorzuge ich auch die aktive Bewegung in den Widerstand gegenüber einer passiven Bewegung.
Außerdem haben lange diagonale Bewegungen in erster Linie eine hohe Qualität in der Faszienmobilität. Das heißt, wenn ich mich wirklich über die komplette Diagonale strecken kann, dann habe ich ziemlich viele Bewegungskomponenten mit drin. Bei diesen diagonalen Bewegungsmustern erreiche ich viele Muskeln, die mich stabilisieren und auch meine grundsätzliche Haltung verbessern. Alle Muskeln, die eine rotatorische Bewegung in unserem Körper ausführen, stabilisieren den Körper und wenn ich diese Muskeln in einer langen Kette mit einbeziehe, gerade auch über die Wirbelsäule, dann habe ich immer einen stabilisierenden Effekt in dieser großen Bewegung. Somit hat man mit einer Bewegung sehr viele verschiedene Bewegungen zusammen und muss nicht alle einzeln beanspruchen. Ich könnte das auch einzeln machen, aber das wäre nicht so effektiv. Für die Koordination machen diese dreidimensionalen Bewegungsmuster einfach am meisten Sinn.
Warum hast du das STRAFFR Team mit ihrem intelligenten Fitnessband so früh unterstützt?
Ich war von Anfang an begeistert von der Idee und dann sehr erstaunt, dass es tatsächlich möglich ist, die Idee so gut umzusetzen. Außerdem ist es so, dass man, je früher man mitmacht, desto eher kann man Einfluss nehmen, in welche Richtung es gehen könnte. Ihr habt euch seit Beginn sehr auf die Fitnessbranche fokussiert und ich habe zusätzlich einen großen Nutzen im Therapiebereich gesehen, der sich damit gut kombinieren lässt. Dafür musste das Band allerdings bestimmte Eigenschaften haben, an denen ich gerne mitwirke.
Welche Vorteile ergeben sich durch das STRAFFR Band in Kombination mit der App?
Durch die Abstandsmarkierungen für den Griffabstand und die Messbarkeit der Zugkraft, Geschwindigkeit und Bewegungslänge in Kombination mit der App, ist es das einzige Band was ich kenne, das die Bewegung messbar macht. Eine Auswertung und Steuerung des Trainings ist nun mit dem Gymnastikband möglich, was bislang nur an wenigen, extrem teuren, Geräten im Fitnessstudio möglich war. Zusätzlich habe ich über die App eine Videoansicht meiner Übung und optische und akustische Rückmeldung über meine Ausführung.
Einen weiteren großen Vorteil sehe ich in der nachträglichen Auswertung der Trainingsdaten. Ich kann mich als Sportler durch die App an ein regelmäßiges Training erinnern lassen und mir auch anschauen, was ich bereits geleistet habe. Natürlich hilft mir das auch als Physiotherapeut, da man mit dem Patienten anschauen kann, was am Ende geleistet wurde und in welchen Bereichen noch Potentiale liegen. Damit kann ich auch meine Arbeite überprüfen, in dem ich schaue ob das Training, was ich dem Patienten mitgebe, eine Hilfe für ihn ist oder nicht. Ich kann dadurch mein eigenes Handeln für den Patienten viel besser bewerten und neugestalten.
Für welche Nutzergruppe bietet das Band die größten Vorteile?
Das möchte ich gar nicht eingrenzen. Das Band bietet für jeden einen großen Trainingsvorteil. Ich betrachte den Nutzen als Therapeut und sehe natürlich den Hauptnutzen in der Steuerung und Kontrollmöglichkeit eines Hausaufgaben-Programmes. Das erleichtert meine Arbeit enorm.
Würdest du das STRAFFR Band auch in deiner täglichen Arbeit als Physiotherapeut und Osteopath verwenden?
Definitiv ja!
Welche Vorteile bietet es dir als Physiotherapeut?
Wie bereits gesagt, Menschen müssen in Bewegung kommen. Büroarbeit, Stress und Spannung nehmen immer mehr zu. Es gibt immer weniger Zeit beim Physiotherapeuten durch einen enormen Therapeutenmangel. Zur Therapie muss ein Patient auch immer selbst etwas beitragen. Alle müssen gesund bleiben und/oder wollen es werden. Das gezielt und kontrolliert begleiten zu können und dennoch unabhängig von Ort und Zeit üben zu können, ist großartig. Gesund zu werden oder es bleiben zu können ist für jeden von uns von sehr großer Bedeutung. Das STRAFFR Band kann helfen, gezielter in Bewegung zu kommen mit dem Personalcoach in der Hosentasche.
Aber steht das nicht entgegen eurer Arbeit als Physiotherapeuten und Osteopathen? Ihr wollt und müsst doch die Menschen vor Ort betreuen und die Übungen besprechen?
Dafür muss man sich auch mal das Dilemma des Gesundheitssystem genauer anschauen. Natürlich könnte man sich als Patient ganz viel Zeit mit dem Therapeuten nehmen. Die Durchführung von Übungen zu Hause ist allerdings nicht zu ersetzen. Ich bin zu Hause unabhängig und außerdem kostet es dem Gesundheitssystem weniger Geld, da nicht ständig jemand neben mir stehen muss. Es gibt immer weniger Physiotherapeuten und der Bedarf auf der anderen Seite wächst stark. Das ist ein riesen Dilemma. Als Physiotherapeuten überlegen wir uns dann, wie wir unsere Patienten bestmöglich und effektiv versorgen können, ohne zu viel Zeit zu investieren. Das Trainieren und Üben zu Hause ist hierbei sehr wichtig, weil der Patient auch eine Eigenverantwortung für seine Gesundheit hat. Ich habe daher am Anfang meiner beruflichen Karriere überlegt, wie ich den Patienten sehr einfache und gut strukturierte Hausaufgaben geben kann, die gut durchzuführen sind. Ich musste allerdings feststellen, dass wenn die Patienten wieder zurück in die Praxis kommen, die Übung sehr stark kontrolliert und korrigiert und auch teilweise neu angeleitet werden musste. Mit STRAFFR hat man letztlich ein Instrument, das einen Teil der Anleitung und einen Teil der Korrektur mit nach Hause gibt. Das ist in Kombination mit der direkten Rückmeldung eine riesen Verbesserung für alles, was man zu Hause alleine trainieren kann. Das kann sonst nur ein Trainer erfüllen, der direkt neben dir steht und zum Beispiel deine Bewegungsgeschwindigkeit kontrolliert. Mit dieser Auswertung habe ich eine direkte Rückmeldung über die Qualität meines Trainings und das findet man sonst nicht auf dem Markt. Somit schließt das eine enorme Lücke, wie wir uns die Therapie mit Patienten vorstellen, weil viele Übungen zu Hause in einer guten Qualität und mit entsprechender Anleitung ausgeführt werden können. Das beschränke ich aber auch nicht nur auf den Physiotherapiebereich sondern auch auf den privaten und Fitness Bereich, wo dieses Band einen großen Mehrwert bietet. Wenn ich zum Beispiel viel im Büro sitze und mich wenig bewege, dann brauch ich einfach ein bisschen mehr Anleitung.
Vielen Dank für das Interview, Ingo!